Über den Kongo
Die Demokratische Republik Kongo (kurz DR Kongo) ist eines der größten und schönsten Länder Afrikas mit einer wunderbaren Flora und Fauna, einem intakten Regenwald und den berühmten Berggorilla-Reservaten, aber auch mit einer sehr blutigen Vergangenheit und einem sehr korrupten System, das das Land in den Ruin getrieben hat. Dabei hat alles einmal gut angefangen.
Im 14. Jahrhundert war das gegründete Königreich Kongo eines der größten funktionierenden afrikanischen Staatswesen überhaupt mit guten wirtschaftlichen Kontakten nach Europa. Mit dem Beginn des Sklavenhandels im 15. Jahrhundert fing das Elend an; es folgte die völlige Zerstörung des Königreiches sowie eine Ausbeutung und Plünderung durch Sklavenjäger. Die dann einsetzende Kolonialisierung brachte zunächst eine leichte Verbesserung für das Land. Es konnte sich dann aber nicht gegen die Ausbeutungskraft der Kolonialmacht Belgiens stemmen und wurde erst mit den weltweit einsetzenden Unabhängigkeitsbestrebungen eigenständig.
Im Jahre 1960 wurde die unabhängige „Republik Kongo“ ausgerufen. An der Regierungsspitze befand sich der Führer der Unabhängigkeitsbewegung Patrice Lumumba, der später von seinem eigenen Assistenten Josep Mobuto weggeputscht wurde. Mobuto errichtete eine der längsten und korruptesten Schreckensherrschaften Afrikas, die erst mit dem Völkermord in dem benachbarten Ruanda ihr Ende fand, als Hunderttausende der am Völkermord beteiligten Hutus in den Kongo (damals in Zaire umbenannt) flohen und von der neuen Tutsi-Regierung aufgespürt wurden. Damit wurde der Ruanda-Konflikt zum großen Teil in den Kongo verschoben. Es folgten zwei Kongokriege mit schwerwiegenden sozioökonomischen Auswirkungen auf das Land. Wirtschaft und Sozialsysteme, die bereits vorher schon am Boden lagen, brachen nun völlig zusammen. Ganze Landstriche wurden entvölkert und die Zahl der Kriegsopfer ging in die Millionen. Der Druck auf den mittlerweile angeschlagenen Mobuto wuchs. Seine Gegner verbündeten sich mit der Tutsi-Regierung und entmachteten Mobuto. An die Macht kam schließlich 1997 der Rebellenführer Laurent-Desire Kabila, der aber vier Jahre danach Opfer eines Attentates wurde. Sein Sohn Joseph Kabila erbte seinen Status als Staatspräsident, indem er die nach dem Friedenvertrag vorgesehene semi-demokratische Wahl im Jahre 2006 gewann und damit der erste frei gewählte Präsident der inzwischen wieder umbenannten Demokratischen Republik Kongo wurde. Die militärischen Auseinandersetzungen sind allerdings bis heute nie ganz zur Ruhe gekommen – dem konnten auch die langjährig agierenden UN-Friedentruppen nichts entgegensetzen. Aktuell regiert der Präsident Felix Antoine Tshilombo und im Ostteil des Kongos gibt es noch immer Unruhen mit paramilitärischen Truppen.
Die DR Kongo hat sich von all den negativen Auswirkungen seiner Geschichte nie erholt und konnte bislang kein funktionierendes Sozialsystem aufbauen. Es existieren kaum feste Arbeitsverhältnisse. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf betrug in 2017 790 US Dollar pro Kopf (im Vergleich dazu Deutschland mit 34.000 US Dollar pro Kopf in 2019). Die DR Kongo ist reich an Bodenschätzen (Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan, Uran etc.) und ist trotzdem eines der ärmsten Länder der Welt, das in allen Entwicklungsindikatoren weit hinten angesiedelt ist. Die Bevölkerung wächst rasant von aktuell 90 Mio. Einwohner auf 200 Mio. Einwohnern bis Mitte des Jahrhunderts. Statistisch betrachtet bringt jede Frau im Durchschnitt 6,3 Kinder zur Welt. Die medizinische Versorgung im Lande ist katastrophal. Ein Arzt kommt auf 1o ooo Einwohner. Krankenhäuser sind kaum vorhanden. Hinzu kommt die mangelnde Trinkwasserversorgung. In ländlichen Regionen haben nur 29 % Prozent und in den Städten nur 82 % Zugang zu sauberem Wasser, wodurch die Entstehung diverser Krankheiten – allem voran die Durchfallerkankungen – vorprogrammiert ist. Malaria- und Ebolaerkankungen sind ebenfalls sehr weit verbreitet.
Ähnlich schlecht ist es mit dem Schul- und Bildungssystem bestellt. Es gibt zwar eine Schulpflicht (6. bis 12. Lebensjahr), aber Schulen sind nicht im ausreichenden Maße vorhanden. Und wenn ja, müssen Eltern Schulgebühren zahlen, die sie oft nicht aufbringen können. Ähnlich verhält es sich mit Universitäten. Einst gehörten die kongolesischen Universitäten zu den besten Afrikas. Heute sind zumindest öffentliche Hochschulen kaum vorhanden. Stattdessen werden private Hochschulen favorisiert und nur den Reichen und Privilegierten zugänglich gemacht. Und es ist keine Besserung in Sicht. Das Land bezeichnet sich zwar nach der Verfassung als demokratisch, erfüllt aber mit seinem „semipräsidentiellen Regierungssystem“ in keiner Weise die Merkmale einer Demokratie und eines Rechtsstaates (keine Gewaltenteilung!). Unabhängige politische Beobachter sind sich einig in dem Urteil, dass alle staatlichen Institutionen des Kongo hochgradig korrupt und unzuverlässig sind, dass wichtige Regierungsposten unter der Hand vergeben werden und dass Millionenbeträge aus den Steuereinnahmen in undurchsichtigen Kanälen versickern.
Schließlich ist der Kongo eines der Länder, in denen die Menschenrechte am wenigsten geachtet werden, vor allem in den Kriegsgebieten. Vergewaltigungen sind alltäglich und werden als Kriegswaffe eingesetzt. Laut einer Studie von “Heal Africa” sind rund 39 % aller Frauen und 24 % aller Männer im Lande einmal vergewaltigt worden. Immer wieder gibt es Berichte von Massenvergewaltigungen. Hinzu kommt das Problem der Straßenkinder. Viele Familien setzen ihre Kinder einfach aus, weil sie kein Geld haben oder weil sie sich aus anderen Gründen nicht kümmern können oder wollen. Vielfach existieren die Elternpaare wegen Trennung gar nicht mehr. Allein in Kinshasa gibt es 20 000 Straßenkinder, sie sind von Ausbeutung und Missbrauch betroffen.
Das alles sähe noch viel schlimmer aus, wenn es nicht die Kirchen im Lande gäbe, allem voran die katholischen und evangelischen Kirchen, die sich der Misere annehmen und eigene soziale Einrichtungen wie Unterkünfte, Schulen und Krankenhäuser fördern oder aufbauen.
In diesem Zusammenhang müssen auch die beiden Baptistengemeinden in Kinshasa und in Mönchengladbach erwähnt werden, die über den Verein „Reverend Biola e. V.“ diverse Projekte ins Leben gerufen haben und weiter verfolgen. In der Rubrik „Projekte“ gehen wir auf einige Projekte kurz ein. Wir können unsere Augen nicht vor dem schließen, was diesem Land und seinen Menschen angetan wurde und auch noch wird, und möchten Sie ermutigen, uns zu unterstützen.
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